Unsere KTSV Damenmannschaft hat in den letzten 1,5 Jahren Vereinsgeschichte geschrieben und unseren Verein national wie international bestens vertreten. Binnen 2 Meisterschaften sind wir vom Underdog zum Herausforderer Nr. 1 auf die Landesmeisterschaft aufgestiegen. Das Team, um unsere Kapitänin Lauranne Beckers, hat sich extrem weiterentwickelt und ruft Woche für Woche Top Leistungen ab. Wir haben die aktuellen "Englischen Wochen" genutzt, um ein kleines Interview mit ihr, als eine junge aber bereits sehr erfahrere Spielerin zu führen.
Lauranne Beckers gibt immer 100% Einsatz für sich und für das Team (Foto: Bernd Rosskamp)
Lauranne, du bist gefühlt seit einer Ewigkeit im Dress der KTSV Eupen aktiv, wie fühlt sich das aktuell an, Teil einer Erfolgsstory zu sein?
Lauranne: Es ist natürlich ein super tolles Gefühl Teil dieser Geschichte zu sein. Als Kind/Jugendliche hat man immer hier und da mitbekommen, wer im Europapokal spielt. Selber vorstellen konnte ich mir das aber lange Zeit nicht. Dieses Ziel ist erst in den letzten 2-3 Jahren gekommen. Ebenso Spitzenreiter in der 1. Division zu sein. Auf diesem Tabellenplatz zu sein, zeigt einfach wie sehr am Damenprojekt gearbeitet wurde. Deswegen wird diese „Erfolgstory“ auch noch weiter dauern.
Die letzten Wochen, aber auch die kommenden Wochen sind an Ereignissen kaum zu übertreffen. Wie geht man als reiner Amateur mit der Belastung um (A.d.R. Europapokal, Landespokal, Ligaspiel, Nationalmannschaft)?
Lauranne: Es ist eine extreme Belastung, physisch, aber auch mental gesehen. Das ist das 1. Mal für mich, aber auch für die anderen, dass wir so viele Spiele hintereinander haben (abgesehen von der Vorbereitung natürlich). Dementsprechend ist es wichtig auf die Kleinigkeiten zu achten. Früh schlafen gehen, richtig essen, nicht krank werden,…
Ihr seid in den letzten Jahren als Team sehr gut zusammengewachsen. Ihr habt ein gutes Miteinander auf dem Platz und abseits der Halle. Wie nimmst du die aktuelle Stimmung wahr, wie läuft es im Team, wenn man so viel Zeit, mitunter sehr intensiv, miteinander verbringt? Gibt es auch mal Spannungen im Umfeld?
Lauranne: Die Stimmung im Team ist gut. Natürlich gibt es manchmal kleine Auseinandersetzungen, aber das ist total normal. Wenn so etwas geschieht, muss darüber geredet werden und danach sollte die Sache auch wieder in Ordnung sein.
Die letzten Spiele waren allemal tolle Karrierehöhepunkte. Zuletzt gab es aber 2 Niederlagen in Folge, zu Hause im Europapokal gegen Skopje und vor 3 Tagen eine in Uilenspiegel im Landespokal. Wie gehst du und das Team mit der Situation um? Worauf kommt es jetzt an?
Lauranne: Nach der Niederlage gegen Uilenspiegel hatten wir eine Besprechung mit dem Team, aber auch mit dem Vorstand. Diese war nötig, um über das Geschehene zu reden und dass uns klar wird, dass wir enttäuscht sein dürfen. Wir hatten leider Lospech und sind sofort gegen den 3. der Meisterschaft gefallen. An dem Spiel ist nun nichts mehr zu ändern. Dementsprechend müssen uns jetzt auf die Meisterschaft und das Spiel gegen Skopje fokussieren müssen und da alles reinhauen, was wir haben.
Lauranne im Einsatz
Am Wochenende geht es erneut auf lange Reise zum EHF Rückspiel. Welches wird eure Marschroute sein, wie geht ihr an die Mammutaufgabe heran?
Lauranne: Wir werden am Freitag gut trainieren und uns auf das Spiel vorbereiten. Kleinigkeiten, die weniger gut waren anpassen und dann alles geben. Natürlich haben wir einen gewissen Abstand an Toren aufzuholen, aber wir wissen, dass wir mental sehr stark auf dem Feld sind. Wir können uns aus fast jeder schlechteren Situation wieder raus kämpfen und das müssen wir am Sonntag auch machen. Wir müssen alles in eine Waagschale werfen, um dieses Spiel zu gewinnen.
Wie bekommst du als Studentin und die anderen in der Mannschaft (Schülerin, Auszubildende, Studentin, Arbeitnehmerin) das alles zeitlich geregelt? Wie ist das Entgegenkommen und Verständnis von euren „Vorgesetzten“?
Lauranne: Es ist sehr anspruchsvoll die ganzen Trainings, Spiele, Reisen und das Studium unter einen Hut zu bekommen. Es verlangt eine große Organisation, viel Freizeit für einen selbst oder mit der Familie bleibt da nicht. Wenn ich kein Handball habe, muss ich für meine Unterrichte arbeiten, um zu versuchen nicht zu sehr im Rückstand zu sein. Mit meiner Schule ist es so, dass ich „sportive de haut Niveau“ bin, dementsprechend kann ich bei Pflichtunterrichten fehlen, den Unterricht muss ich dann nur selbstständig nachholen. Wie das genau bei den anderen ist, kann ich schwer sagen, aber die müssen wahrscheinlich auch ein bisschen verhandeln oder sich sogar frei nehmen, um zu Spielen zu fahren.
Schaut man sich euren Werdegang an in den letzten 2 Jahren, könnte man einige Superlative gebrauchen. Der Zuspruch beim Publikum ist sehr hoch, ihr seid wahre Botschafterinnen für den Handball und für den Damensport im Allgemeinen. Wie nehmt ihr den aktuellen Hype wahr, was nehmt ihr aus dieser Zeit mit und was kannst du den jungen Spielerinnen mit auf den Weg geben, die sich an euch orientieren?
Lauranne: Was für jeden phänomenal ist, ist das Publikum in Eupen. Es ist schön zu sehen wie viele sich für unsere Mannschaft interessieren und jede Woche bei unseren Spielen in der Halle sind. Wir wollen weiter so machen und noch mehr Leute für diesen Sport begeistern. Jüngeren Spielern kann ich sagen, dass es wichtig ist seine Ziele verfolgen zu wollen. Bei jedem Training und Spiel sein Bestes zu geben, sich nicht auf seinem Talent auszuruhen. Immer offen für neue Wurf-, Passtechniken zu sein, denn Übung macht bekanntlich den Meister 😉
Zu guter Letzt möchte ich noch gerne eine Prognose für das am Sonntag anstehende Rückspiel in Skopje von dir bekommen?
Lauranne: Es ist schwer zu sagen, es hängt von der Schnelligkeit des Spiels ab. Dementsprechend sage ich, dass wir mit +7 gewinnen. Dafür werden wir kämpfen.
Vielen Dank für deine aufrichtigen Worte und Auslegungen. Wir wünschen dir und der Mannschaft noch viele tolle sportliche Momente, viel Erfolg und auf dass ihr weiterhin das Publikum so begeistern könnt. (GKO)