GE: Zum Ligasystem im belgischen Handball: Spannung? Nein, danke

von Tim Fatzaun

Auch wenn der ostbelgische Handball in diesen Tagen in ungeahnte Höhen vordringt, will (noch) keine wirkliche Spannung im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg kommen. Warum? Dafür sorgt der Verband mit seinem Play-off-System. Ein Kommentar von GE-Sportredakteur Tim Fatzaun.

Die Damen der KTSV Eupen kämpfen in vorderster Front mit um die Landesmeisterschaft. | Foto: Bernd Rosskamp

Der ostbelgische Handball erlebt in den vergangenen Monaten ein echtes Hoch. Zunächst stiegen sowohl die Herren als auch die Damen der KTSV Eupen in die 1. Division auf, im Mai ging es für die Herren gar noch eine Etage weiter nach oben. Erstmals in der Vereinsgeschichte treten sie aktuell in der belgisch-niederländischen Liga an.

Eine Entwicklung, die beim Nachbarn aus Eynatten-Raeren ebenfalls Begierde weckt: Der HCER will nachziehen und schickt sich an, Trainer Bruno Thevissens Wunsch („Eupen hat es vorgemacht, wir wollen nachziehen“) zu erfüllen. Ebenso wie die Eynattener spazieren die Eupener Damen noch ohne Punktverlust durch die Saison und stehen nun vor dem Topspiel gegen Co-Tabellenführer Sint-Truiden.

Chapeau an beide Vereine. Es macht Spaß, darüber zu schreiben – meistens jedenfalls. Denn wirkliche Spannung will trotz der Erfolgsserien noch nicht aufkommen. Dafür sorgt der Verband mit seinem unsäglichen Play-off-System. Denn nachdem alle zehn Mannschaften in der klassischen Meisterschaftsphase in Hin- und Rückspiel aufeinandergetroffen sind, wandern die sechs besten in die Play-offs. Die Herren kämpfen dort um den Aufstieg in die BENE-League, die Damen halten ihre Chance auf die Meisterschaft aufrecht.

So weit so gut, doch ist es am Ende völlig egal, ob Eynatten und Eupen nur ganz knapp oder mit meilenweitem Vorsprung als Spitzenreiter in die Endrunde einziehen. Denn prinzipiell startet der Erste dort mit sechs Punkten, der Zweite mit fünf, der Dritte mit vier, usw.

Bei den Damen geht die Saison neuerdings sogar noch einen Schritt weiter: Dort treffen die beiden besten Mannschaften der Play-offs danach in einem Best-of-Drei um die Meisterschaft erneut aufeinander. Insgesamt würden sie in der Saison also siebenmal gegeneinander spielen.

Dieses System verzerrt nicht nur das Bild der bisherigen Meisterschaft, es ist auch schlicht nicht fair und gerade bei den Damen vollkommen absurd. Nach sieben Monaten Spielbetrieb kommt es (gerade im Amateursport) in den Play-offs vor allem auf die Tagesform und die kleinere Verletztenliste an. Zudem sorgt es für einen massiven Spannungsabfall in der klassischen Meisterschaftsphase. Nicht umsonst bezeichnet KTSV-Damentrainer Philipp Reinertz das Spitzenduell mit Sint-Truiden nüchtern als „ein Spiel wie jedes andere“. Das ist doch schade.

Warum kann der Meister nicht nach der klassischen Meisterschaftsphase gekürt werden? Wer dann die Tabelle anführt, hat es doch zweifelsohne verdient. Aber dass Belgien in so vielen Bereichen seinen eigenen Weg gehen muss und dabei vieles Einfache verkompliziert, ist ja allgemein bekannt und nicht nur im Handball so.

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