von Tim Fatzaun
Lange Zeit lag die KTSV Eupen im Pokalfinale in Führung, doch in der Schlussphase zog Visé vorbei: Der Favorit von der Maas setzte sich am Samstagnachmittag in einem spannenden Duell mit 30:34 durch, die Weserstädter müssen weiter auf den Pokal warten.
Eines war bereits vor dem Anwurf klar: Zum ersten Mal seit dem Triumph des HC Eynatten im Jahr 2000 (23:19 gegen Tongern) würde der Landespokal wieder in wallonische Hände wandern. Und so setzte Visé der flämischen Vormachtstellung nach langen Jahren ein Ende, qualifizierte sich zudem für den Europapokal der kommenden Saison.
In einer ausverkauften Alverberg-Halle in Hasselt feuerten alleine rund 500 Fans die KTSV Eupen an. Schon bei der Ankunft rund zwei Stunden vor dem Finale machten sie lautstark auf sich aufmerksam…
Eupen 30:34 Visé
Schöne Szene vor dem Spiel: Eupens Rechtsaußen Geoffrey Lahonda, der im Sommer aus Visé kam und sich jüngst einen Kreuzbandriss zuzog, lief mit auf die Platte und erhielt aus beiden Lagern aufmunternden Applaus. An seiner Stelle spielte zunächst Mikka Förster.
Dann gings hinein in das dritte Lütticher Derby dieser Saison. Beide Duelle in der BENE-League hatte Visé für sich entschieden – aber der Pokal hat ja bekanntlich seine eigenen Gesetze. So traf der Favorit mit seinem ersten Wurf nur die Latte, Damian Kedziora netzte zum 1:0 ein. Sein Bruder Bartosz erhöhte (3. Minute).
Visé warf nun ebenfalls ins Tor, doch in einer flotten Anfangsphase behielt Eupen vor allem dank der Tore der Kedzioras die Überhand. Das wuchtige 6:4 warf allerdings Jérôme Majean (8.) – und Torhüter Brian Dormann entschärfte einen Siebenmeter von Florent Bourget. Dass Noah Bartholemy binnen einer Sekunde zweimal am Aluminium scheiterte, ermöglichte Bourget dann aber den ersten Ausgleich zum 7:7 (11.).
„Ihr seid nur ein Karnevalsverein“, ertönte es von der Eupener Tribüne, doch Bourget behielt diesmal gegen Dormann die Nerven und brachte Visé zum ersten Mal in Führung – die allerdings nur eine halbe Minute Bestand hielt. Arthur Kubacki drehte die Partie (9:8, 14.), und Eupen stellte seinen Zwei-Tore-Vorteil wieder her. Bartosz Kedziora erhöhte zehn Minuten vor der Pause gar auf 13:10.
Einen Bärendienst erwies dann aber Stijn Joosten seiner Mannschaft: Mit seiner ersten Aktion foulte er Nationalspieler Pierre Brixhe gefährlich beim Sprung und flog direkt mit Rot vom Platz. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Florent Bourget zum 13:15. Mit der Halbzeitsirene sorgte der bärenstarke Bartosz Kedziora für die 18:15-Führung. „Hier regiert die TSV“, erschallte es in der Halle.
Eupen baute seinen Vorteil zu Beginn des zweiten Abschnitts auf 21:16 aus, traf dann aber einfach nicht mehr das Tor. Bourget stellte den Anschluss her, dann durchbrach Majean den Bann (22:20, 28.). Mit dem 22:22 glich Yves Vancosen in Minute 40 aus.
Durch Damian Kedzioras Siebenmeter-Lupfer übernahm die KTSV wieder das Kommando, Arthur Kubacki traf alleine vor dem Torhüter jedoch nur den Pfosten (24:23, 45.). Die Spannung und die Energie in der Halle stiegen mit jeder Sekunde. Beide Fanlager gaben ihr bestes, pushten ihre Teams nach vorne.
Zehn Minuten vor dem Ende kippte das Finale Richtung Visé. Ab dem 25:27-Rückstand agierte Eupen mit sieben Feldspielern, doch Bourget erhöhte per Siebenmeter. Das 29:25 von Pierre Brixhe ins verwaiste KTSV-Tor war die Vorentscheidung (55.).
Für Visé ist es der erste von möglichen drei Titeln: Gegen Bocholt kämpft der HC um die Meisterschaft in der BENE-League, Mitte April beginnen zudem die Play-offs um die belgische Meisterschaft. Dann geht es für die KTSV um den Klassenerhalt.
Am frühen Samstagnachmittag hatte sich Sint-Truiden im engen Damenfinale mit 28:26 gegen Hubo (Hasselt/Tongern) durchgesetzt und den Titel, den sie sich vergangenes Jahr gegen die KTSV Eupen gesichert hatten, verteidigt.