von Tim Fatzaun
Neun Tage ist es her, dass die belgische Handballnationalmannschaft mit der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2023 den größten Erfolg ihrer Geschichte feierte. Zweieinhalb Jahre zu spät für Damian Kedziora (34), der im Oktober 2019 seine Karriere bei den „Red Wolves“ beendete. Die WM will er sich aber nicht entgehen lassen. „Natürlich denke ich darüber nach“, bestätigte er am Montag dem GrenzEcho

Damian Kedziora stellt sich für ein Comeback bei den Red Wolves (Foto aus dem Jahr 2018) zur Verfügung. | Foto: belga
Nach 35 Einsätzen und 215 Toren verabschiedete sich Damian Kedziora 2019 von den „Red Wolves“. Der Linksaußen, der damals noch für Achilles Bocholt in der BeNe-League auflief, nannte eine neue berufliche Situation und seine wachsende Familie als Gründe. Ein Jahr später schaltete er auch auf Vereinsebene einen Gang runter und kehrte zu seinem Heimatklub, der KTSV Eupen, zurück. Doch erstens kommt es bekanntlich anders, und zweitens als man denkt: Mit der KTSV steht Kedziora mittlerweile wieder auf dem Sprung in die BeNe-League, während sich die „Red Wovles“ erstmals für eine WM qualifizierten – noch dazu in seinem Geburtsland Polen (und Schweden).
Damian Kedziora, wäre die WM nicht ein Grund für ein Comeback bei den „Red Wolves“?
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht darüber nachdenke. Natürlich tue ich das. Die Nationalmannschaft wird aber nach dem Leistungsprinzip zusammengestellt, deshalb müssen wir abwarten, wie die nächste Saison verläuft.
Ihnen fehlt also die Form?
Das weiß man nie. Bis zur WM (im Januar 2023, A. d. R.) kann und wird noch viel passieren. Wenn ich die Leistung aus dieser Saison aufrechterhalten kann, hoffe ich, dass mich die Verantwortlichen auf dem Radar haben. Denn kalt lässt mich das Thema nicht. Jeder Sportler möchte das höchste Ziel erreichen, und diese WM ist für Belgien auf jeden Fall das höchste. Von daher bin ich motiviert, alles daranzusetzen, mitfahren zu können.
Das hört sich nach einem Ja an.
Wenn mich der Nationaltrainer (Yérime Sylla, A. d. R.) fragt, sage ich nicht Nein. Ob er mich denn fragt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Ich habe vor zwei Jahren erklärt, nicht mehr zur Verfügung zu stehen, würde aber nun keine Einladung ausschlagen.
Wie haben Sie die Qualifikationsspiele gegen die Slowakei erlebt? Waren Sie beim entscheidenden Rückspiel in der Hasselter Halle?
Ich habe beide Duelle von zu Hause aus mitverfolgt. Die Slowakei ist zwar eines der besseren Handballländer, aber keine Topnation. Von daher war mir klar: Wenn Belgien über einen kompletten Kader verfügt, würden wir das schaffen. Da hatte ich gar keine Zweifel dran. Schon das Hinspiel hätten wir gewinnen sollen, zum Glück haben wir den Patzer später korrigiert. Unser Glück, wenn ich das so nennen darf, war der Ausschluss Russlands, denn gegen die wäre es in der letzten Runde noch schwerer geworden.
Mit wem haben Sie schon über ihren Rückkehr-Wunsch gesprochen?
Noch mit keinem. Natürlich bin ich das von vielen Leuten im Verein und von Fans gefragt worden, und auch in der Familie ist das Thema aufgekommen. Aber ich konzentriere mich erstmal auf die restlichen Spiele in den Play-offs mit der KTSV. Nächste Saison werden die Karten ohnehin neu gemischt.
Verspüren Sie bei der Qualifikation Genugtuung, da Sie einen Großteil des Weges dorthin mitgegangen sind, bzw. geebnet haben?
Ja. Und hätte ich gewusst, dass wir das schaffen würden, wäre ich in der Nationalmannschaft geblieben. Aber so ist es eben im Sport, vor allem, da ich ja noch berufstätig bin. Es kann natürlich sein, dass jemand, der seine Karriere bei den Wölfen beendet hat, nun nicht mehr eingeladen wird. Noch bin ich nicht kontaktiert worden – und ehrlich gesagt rechne ich auch nicht wirklich damit. Wobei der Verband ja eigentlich die besten Spieler auf ihren jeweiligen Positionen nominieren müsste… Ich bleibe entspannt und kann ohnehin nur meine eigene Leistung beeinflussen. Aber welcher Sportler würde schon Nein sagen, wenn er eine WM spielen könnte?
Welche Rolle spielt dabei Polen als Gastgeberland?
Das wäre die Krönung, in meinem Geburtsland aufzulaufen. Wo welche Nation spielt, wird aber noch ausgelost. Vielleicht müssen wir ja nach Schweden. Aber klar, Polen wäre sehr cool für die Familie, die noch dort wohnt. Das wäre eine emotionale Achterbahnfahrt.
Ist Belgien ihrer Meinung nach überhaupt bereit für eine WM?
Nein, noch lange nicht. Alleine die Tatsache, dass die Nationalmannschaft zum Teil aus (Halb-)Profis und zum Teil aus Amateuren besteht, sagt schon vieles aus. Da muss in den Bereichen Struktur, Topsportstatut, Hilfen und so weiter noch einiges passieren, was noch Jahre in Anspruch nehmen wird. Ich hoffe, dass die WM als Startschuss für mehr Professionalität fungiert.