Niederlagen schmerzen, besonders im Derby. Eynattens Trainer Baze Krstev merkte man die Leere und Enttäuschung am Sonntagabend deutlich an. Während er von Ermüdungserscheinungen bei seinen Damen sprach, zeigte sich sein Gegenüber Philipp Reinertz stolz und zufrieden – nicht nur über die perfekte Umsetzung der Vorbereitung, sondern auch über das Anknüpfen an die Play-off-Plätze. von Tim Fatzaun

Angeführt von der starken Lauranne Beckers bleiben die KTSV Eupen die Nummer eins in Ostbelgien. | Fotos: David Hagemann
Und es war auch eben dieser Philipp Reinertz, der nach Außen hin seit Wochen die Wichtigkeit dieses Derby-Rückspiels angesprochen und seine Schützlinge – um ihnen den Druck zu nehmen – in die Außenseiterrolle gesteckt hatte. Intern aber kitzelte es beim Übungsleiter an allen Nervenenden. Als „Champions-League-Spiel“ hatte er seinen Spielerinnen das Duell gegen den HCER angepriesen und das Abschlusstraining so in die Länge gezogen, bis auch wirklich alles saß. Dass es Früchte trug, zeigten Lauranne Beckers und Co. am Sonntagabend. „Was wir taktisch vorhatten, wussten wir von Anfang an. Das große Fragezeichen bis vor Anpfiff war, mit wem wir es spielen. Bei Louise Rouselle und Gella Förster stand der Einsatz auf der Kippe – ohne die Beiden hätten wir das Erarbeitete nicht so spielen können“, zeigte sich Eupens Trainer erleichtert, dass die Trainingswochen „nicht für die Tonne“ waren.
Das Spielgeschehen pendelte sich nach eng umkämpftem Beginn mit ständigen Ausgleichen ab der 20. Minute in Richtung Eupen ein. Und das auch mit prächtiger Hilfe von Alexandra Rudi. Die Eupener Torhüterin war mit insgesamt 19 (!) Paraden (Kaye Kriescher: „Die stand da hinten wie eine Wand.“) erfolgreich. „Sie hatte sicherlich auch einen Anteil an diesem Sieg, aber ich möchte das Kollektiv herausheben. Jeder hat für jeden heute alles hingehalten. Wir machen sichtbare Fortschritte, insbesondere im taktischen Bereich“, hatte Philipp Reinertz nichts auszusetzen

Die Eynattenerinnen um Lynn Siffrin (links) und Eva Xhonneux (zweite von rechts) kamen am Ende unter die Räder.
Eynattens Natalie Bauer zeigte sich angesichts der guten Eupener Vorbereitung nicht überrascht: „Jeder, der Philipp kennt, weiß, dass er jedes Spiel äußerst gut vorbereitet. Sie haben sicherlich einiges an Videomaterial studiert, auch aus dem Hinspiel, und es besser auf die Platte bringen können“, urteilte Bauer über die Niederlage und trauerte dabei auch den fehlenden Zuschauern auf den Rängen hinterher: „Wir sind eine heimstarke Mannschaft. Uns haben die lautstarken Fans und am Ende auch die Kräfte gefehlt, um noch was im Ärmel zu haben. Wir hatten uns natürlich einen Sieg oder eine weniger deutlichere Niederlage gewünscht. Im neuen Jahr wollen wir wieder durchstarten.“
Für die KTSV ist das Jahr 2021 derweil noch nicht abgeschlossen: Kaye Kriescher und Co. möchten die positive Derbywelle mitnehmen, am Mittwoch (20.30 Uhr) ist im Viertelfinale des Landespokals Sint-Truiden zu Gast in Eupen. „Ich hoffe, dass wir mit der selben Motivation in das Pokalspiel gehen wie gegen den HCER. Dieser Sieg gegen Eynatten hat nach den letzten eher nicht so guten Ergebnissen gut getan“, so die mit fünf Toren erfolgreiche Kreisläuferin der KTSV.

Seine taktischen Kniffe gingen auf: Eupens Trainer Philipp Reinertz
Baze Krstev: „Ich kann ihnen nicht böse sein“
Es war am Ende ein äußerst faires Spiel. Die drei Zeitstrafen teilten sich nach 60 Minuten die „Lynns“ beider Mannschaften (Buerschaper bei der KTSV, Siffrin beim HCER). Die rot-schwarze Heimsieben ließ über die gesamte Partie den Derbyfunken vermissen. Ob es am Ende die „Dauer-Nervosität“ war oder die fehlenden Lösungen in der Offensive? Trainer Baze Krstev nannte die Ausdauer der Spielerinnen als einen der Hauptgründe der siebten Saisonniederlage: „Ich bleibe realistisch. Wir haben einen sehr dünnen Kader mit, wenn wir Glück haben, zwei Stammauswechselspielerinnen. Seit Monaten kämpft meine Mannschaft auf dem Platz und gibt alles. Ich kann ihr nicht wirklich böse sein, wenn ihr wie heute dann die Puste und Ausdauer fehlt. Hinzu kommt, dass wir einige klare Chancen nicht verwertet und zu viele technische Fehler im Spiel gehabt haben. Am Ende war es auch einfach nicht unser Tag.“
Während die KTSV Eupen einem ungemütlichen Jahreswechsel noch so gerade entging (der Rückstand auf die Play-Off-Plätze wäre bei zwei Punkten geblieben, und der HCER wäre mit einem Sieg an der KTSV vorbeigezogen) freut sich Eynatten trotz des vorletzten Tabellenplatzes auf das kommende Jahr: „Es gibt noch ein paar Spiele zu absolvieren. Ich denke, den Mädels wird die Pause jetzt gut tun. Die Meisterschaft ist noch nicht vorbei, und jetzt schaue ich zwei Schritte voraus und sehe, dass uns noch machbare Aufgaben erwarten“, so Krstev.

HCER-Trainer Baze Krstev: „Seit Monaten kämpft meine Mannschaft auf dem Platz und gibt alles.“
Interessant auch: Ist es sonst Chantal Dormann die beim HCER die meisten Tore wirft, teilten sich diese Arbeit am Ende Magdalena Matlinska und Anna Lauffs untereinander auf. Bei den Eupenerinnen stach Lauranne Beckers mit neun Toren heraus. Dazu schaffte es die KTSV-Defensive, Dormanns Torinsinkt abzuschalten – die wichtigen Tore blieben der Rückraumakteurin im Derby verwehrt. Stattdessen probierte sich Magdalena Matlinska des Öfteren aus und in der Luft mit einem Torabschluss. (red/tf)
KTSV Eupen: Alexandra Rudi, Mara Fischer – Lauranne Beckers (9), Louise Rouselle (1), Lynn Buerschaper (6), Chelsea Buttau (3), Gella Förster, Kaye Kriescher (5), Jodie Nüchtern, Nadine Cüpper, Catherine Reinertz, Katerina Matzaris, Juliette Maes (1), Pauline Pötgen, Luisa Werner (3)
HC Eynatten-Raeren: Alexia Theodosiadis, Marie Simon, Elisabeth Pohen, Eva Xhonneux (3), Anne-Cathrine Demonthy (2), Chantal Dormann (2), Theresa Croé, Magdalena Matlinska (5), Natalie Bauer, Anna Lauffs (5), Catherine Baum, Laura Baum, Lynn Siffrin (2), Giulia Addis, Lea Hennen