GE: „Nicht verwundert“: Eupen lässt Eynatten nicht den Hauch einer Chance

von Tim Fatzaun
Drittes Derby, dritter Sieg: Die KTSV Eupen bleibt auch weiterhin die Nummer eins im ostbelgischen Damenhandball. Am zweiten Spieltag deklassierten die Eupenerinnen den Nachbarn aus Eynatten-Raeren mit 34:13 (16:6) und zeigten dem HCER allerhand offene Baustellen vor.

Anna Lauffs (l.) war einer der Aktivposten im Eynattener Spiel (Foto: Bernd Rosskamp)

Eupens Trainer Philipp Reinertz sprach nach dem Abpfiff von „Spaß“ und „guter Laune“, sah aber alles andere als entspannt aus. Noch ein wenig gestresst, fachsimpelte er über das Spiel, das sich am Ende vor allem die Eupener Seite umkämpfter gewünscht hätte. Die Zeiten der spannenden und engen Derbys sind wohl vorbei, denn völlig verschiedene Handballwelten trafen am Stockberger Weg aufeinander. „Ich bin eigentlich nicht verwundert über den Unterschied des Derbys und dem engen Heimspiel im letzten Jahr. Wir sind im Kader sehr gut und breit aufgestellt und haben starke Spielerinnen hinzu bekommen. Beim HCER gab es dagegen einige Abgänge. Weil Chantal Dormann, die damalige Spielführerin, nicht mehr da ist, haben wir uns stark auf Anna Lauffs vorbereitet, was uns auch gut gelungen ist“, sagte Rückraumshooterin Lynn Buerschaper.

Beim HCER fehlten mit Magdalena Matlinska und Hannah Breuer zwei Akteure, die laut Reinertz „dem Spiel von Eynatten-Raeren gut getan hätten“. Die Weserstädterinnen dagegen tauchten vollzählig auf und konnten im Gegensatz zu Eynatten jede Position doppelt und (fast) dreifach gleichwertig besetzten. Die ersten beiden Treffer für den HCER setze Lynn Siffrin, doch beim zweiten lagen die Gäste bereits mit 2:6 zurück (13.).

Völlig durcheinander und harmlos im Angriff, zu fehlerhaft in der Abwehr: Eupen nutze Eynattens Schwächen gnadenlos aus und spielte eigentlich noch nicht annähernd auf 100 Prozent. „Unser Trainer hat uns in der Pause gesagt, dass wir durchaus noch einige Tore mehr hätten werfen können. Trotzdem waren wir schon zur Halbzeit zufrieden. Und ich muss sagen – ohne es wertend und unhöflich gegenüber Eynatten zu meinen – wir haben uns phasenweise dem Niveau des Gegners angepasst“, urteilte Buerschaper über die ersten 30 Minuten des Spieles.

Statt „einiger Tore mehr“ scheiterte Eupen aber an sich selbst beziehungsweise an HCER-Torhüterin Elisabeth Pohen, die ein noch schlimmeres Fiasko zur Pause verhinderte (16:6). „Unser kleiner Kader machte uns mit den Ausfällen zu schaffen. Aber wenn man alles gibt, ohne Tore zu werfen, kann man kein Spiel gewinnen“, versuchte Lynn Siffrin, das Derbydebakel zu erklären: „An unserer Moral liegt es nicht. Die Fans haben uns durchgehend unterstützt. Unser Arbeitsziel muss eindeutig die Offensive sein, es darf nicht bei zehn Würfen nur ein Tor herausspringen. Vor drei Jahren standen wir mit 4:11 gegen Eupen im Pokal hinten und haben die Partie gedreht, selbstverständlich wollten wir deshalb nach der Halbzeitpause den Kopf hoch bekommen und alles probieren.“

Dass das nicht klappen sollte, wurde schnell klar: Eupens Angriffe wurden von Welle zu Welle härter, das 34:13 am Ende war ein deutlicher Derbysieg. Eupen nistet sich direkt oben in der Tabelle ein – dort, wo es auch am Ende der Saison stehen will? „Hoffentlich. Wir haben das Ziel unter uns besprochen, aber auch weil erst zwei Spiele gespielt sind, wollen wir kleine Brötchen backen“, so Reinertz. Am Wochenende geht es für Eupen nach Waasmunster, Eynatten-Raeren muss zur unangenehmen Aufgabe bei Aufsteiger Sprimont.

KTSV Eupen: Alexandra Rudi, Jolina Said – Juliette Maes (6), Gella Förster (1), Céline Clermont (6), Pauline Pötgen, Nolwen Dattolico (6), Lauranne Beckers (3), Katerina Matzaris (1), Jodie Nüchtern (1), Lynn Buerschaper (3), Chelsea Buttau (4), Giulia Addis, Louise Rouselle, Kaye Kriescher (1), Ilona Lebrigand (2)

HC Eynatten-Raeren: Alexia Theodosiadis, Elisabeth Pohen – Leona Sophie Müller, Marzia Sechi, Dana Addis (1), Lynn Siffrin (2), Eva Xhonneux (4), Isabel Karl (1), Lea Goffart, Maureen Sironval (1), Dina Josten (2), Anna Lauffs (2), Lea Hennen

„Gesehen, dass alle um jedes Minütchen kämpfen“

Philipp Reinertz, Trainer KTSV Eupen: „Dem Spiel hätte es gut getan, wenn bei Eynatten Matlinska und Breuer mitgespielt hätten. Dann wäre es auch das Derby geworden, auf das wir uns vorbereitet hatten. So war die Sache relativ schnell deutlich, der HCER konnte kaum wechseln, und wir haben das Tempo sehr hoch gehalten. Wir waren mit einem 16-Spielerinnen-Kader anwesend, und man hat gesehen, dass sich alle zeigen wollen und um jedes Minütchen kämpfen. Das Ergebnis ist jedem egal. Jede Spielerin gibt Vollgas und ist froh, zu spielen. Die Arbeit fängt langsam an, Früchte zu tragen. Aber sicherlich haben wir noch nicht unsere volle Leistungsstärke erreicht. Im athletischen Bereich und im Spiel in der Kleingruppe können wir noch etwas rausholen.

Baze Krstev, Trainer HC Eynatten-Raeren: „Es ging mir in der Halbzeit bei zehn Toren Rückstand nicht um Schadensbegrenzung. Ich habe den Mädels gesagt, sie sollen alles reinwerfen und das machen, was sie können. Uns fehlten im Rückraum natürlich noch zwei Spielerinnen, das machte es noch schwerer, als es zuvor schon war. Ich habe aber auch im Vorfeld des Spiels gesagt, dass zwei Mannschaften mit völlig verschiedenen Ambitionen aufeinandertreffen. Da müssen wir uns auch nicht tagelang einen Kopf machen. Es wird sicherlich noch öfters in den nächsten Wochen solche Spiele geben, wir müssen probieren, uns mehr und mehr zu finden. Und damit ist klar, dass es diese Saison nur gegen den Abstieg geht. Wir wissen, was uns erwartet: Es wird eine harte und lange Saison. In der Vorbereitung haben wir nicht immer komplett zusammen gearbeitet. Bei den stärkeren Gegnern sieht man, dass uns in Sachen Timing und Absprache noch einiges fehlt. Wir müssen an unserer Wurfquote arbeiten. Die Gegner, die wir schlagen müssen und wollen, werden noch kommen.“ (red/tf)

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