Mit dem Spiel bei Tabellenführer Achilles Bocholt (Sa., 20.15 Uhr) nimmt Aufsteiger KTSV Eupen langsam Kurs auf die Abstiegsrunde. Vereinspräsident Marc Wagner erlebt die erste Saison im Oberhaus des belgischen Handballs mit praktisch durchweg positiven Gefühlen.
von Mike Notermans

KTSV-Präsident Marc Wagner im Interview mit Mike Notermans (Foto: David Hagemann GE)
Marc Wagner, in der Meisterschaft biegt die KTSV Eupen auf die Zielgerade der klassischen Saisonphase ein. Wie erleben Sie das Abenteuer BENE-League bislang?
Dafür, dass es unser erstes Jahr in der BENE-League ist, spielen wir eine gute Saison. Wir haben zwei Mannschaften hinter uns gelassen, stehen mit acht Punkten gleichauf mit Bevo. Ich denke, wir können mehr als zufrieden sein. Natürlich hatten wir schwere Phasen und hätten auch den einen oder anderen Punkt mehr holen können. Das Reglement sieht eben vor, dass die beiden letzten belgischen Mannschaften in eine Endrunde müssen – ganz egal, wie viele Punkte sie vorher geholt haben. Darauf bereiten wir uns jetzt langsam vor.
Also hat die KTSV Eupen trotz oder gerade aufgrund ihrer Größe gezeigt, dass sie einen Platz im Oberhaus verdient hat?
Ich denke schon, dass man gesehen hat, dass wir mithalten können. Um das aber auch über 60 Minuten schaffen zu können, muss sich noch etwas tun. Da geht es auch darum, sich auf das Niveau einzustellen. Wir werden mit Sicherheit versuchen, unseren Kader etwas breiter aufzustellen. Aber wie gesagt: Für das erste Jahr kann man recht zufrieden sein.
Hat der Aufstieg in die BENE-League dem Verein insgesamt einen Schub versetzt?
Das hat auf jeden Fall für einen Schub gesorgt. Man sieht ja schon bei unseren Heimspielen, wie gut die Halle gefüllt ist (im Schnitt besuchen 250 bis 300 Fans die Heimspiele, A. d. R.). Was das betrifft, befinden wir uns unter den Top-3-Mannschaften der ganzen Liga. Viele, auch die schon länger dabei sind, schwärmen von der Atmosphäre in Eupen. Man spürt im Verein eine positive Stimmung, die sich von den Kleinsten über die Eltern bis nach ganz oben zieht. Man merkt, dass sich etwas getan hat. Das freut uns natürlich, auch aufgrund der Umstände. Man weiß eben, dass man nicht 20 Punkte holt. Dass trotzdem so viele Fans kommen, sorgt für eine zusätzliche Motivation. Ich persönlich kann das noch mehr schätzen, je weiter die Saison voranschreitet. Wie ich eben meinte: Ob wir noch zwei oder vier Punkte holen, wird für uns vom Ranking her kaum noch etwas ändern. Und trotzdem hat sich eine gewisse Euphorie bislang gehalten. Für unsere Mannschaft ist das ungeheuer wichtig.
Nehmen wir an, Sie müssten das berühmte Haar in der Suppe suchen. Würden Sie eins finden?
Mit Sicherheit, dass wir aufgrund des Reglements nicht mit Spielern aus der ersten bzw. der zweiten Mannschaft nach oben oder unten wechseln können. Lassen wir einen Spieler mehr als vier Spiele zum Einsatz kommen, darf er für die andere Mannschaft nicht mehr auflaufen. Das macht uns, wahrscheinlich aber auch anderen Vereinen, zu schaffen. Und ja, das schadet uns eher, anstatt uns zu helfen. Es mag sein, dass es nicht ratsam ist, einen 18- oder 19-Jährigen den Sprung in die BENE-League machen zu lassen. Auf der anderen Seite plagen unsere erste Mannschaft aktuell große Verletzungssorgen, während wir in der zweiten Mannschaft zwei Torhüter haben. Nimmt man einen zu oft mit, nimmt man das Risiko in Kauf, dass er bis zum Saisonende kein anderes Spiel mehr macht. Welcher Spieler verspürt da große Motivation?
Wo sehen Sie für die KTSV Eupen den nächsten Schritt? Dass man mittelfristig nichts mehr mit der Play-down-Runde zu tun hat?
Das muss irgendwo das Ziel sein, wenngleich es doch sehr ambitioniert und schwer ist. Bevo steht punktgleich mit uns in der Tabelle, während Hasselt schon zehn Punkte weg ist. Wenn man sich ihr Budget anschaut, trennen uns Welten. Es wird nicht einfach sein, diese Lücke zu schließen. Gerade deswegen ist es wichtig, mit jungen Leuten weiterzumachen und sie in Stellung zu bringen. Wir dürfen uns nicht davor verstecken, dass irgendwann auch der eine oder andere erfahrene Spieler aufhören wird. Die große Herausforderung wird sein, die nächsten Spieler vorzubereiten. Jetzt zu sagen, dass wir im Falle des Klassenerhalts nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben werden, wäre vielleicht etwas vermessen.
Eupen ist am Wochenende bei Spitzenreiter Bocholt zu Gast. Schaffen Sie es, solche Spiele in gewisser Art und Weise zu genießen?
Für uns ist es wichtig, in jedem Spiel Erfahrung zu sammeln. In Bocholt werden viele Zuschauer in der Halle sein. Das sind schöne Momente für unsere Spieler, die man einfach genießen muss. Auch ich versuche das auf jeden Fall. Unser Ziel ist, so lange wie möglich den Anschluss zu halten. In meiner Rolle spielt bei all der Freude immer die Angst vor Verletzungen mit. Uns würde es doppelt bestrafen, wenn wir nach Duellen gegen Bocholt oder Kembit Lions mit verletzten Spielern abreisen. Die für uns richtig wichtigen Spiele kommen eben erst am Ende der Saison.
Für die erste Damen-Mannschaft verläuft die Saison bislang nach Plan.
Das Damen-Projekt ist etwas, das wir als Verein unter anderem mit Philip Reinertz als treibende Kraft voranschieben wollen. Es ist wichtig, dass man langsam und mit Ruhe eine Mannschaft formt, die eine Zeit lang zusammen spielt. Gerade aus Spielen mit größerer Bedeutung nimmt ein Team viel mit, lernt und entwickelt sich. Man sagt nicht umsonst, dass gerade die Erfahrung einen Spieler noch besser macht. In den Bereich kommen wir nun mit unserer Damen-Mannschaft. Dass es so gut läuft, hätten wir vor der Saison vielleicht nicht gedacht. Es ist aber ein klares Ziel, sich ständig weiterzuentwickeln. Auch, um in den kommenden Jahren weiter abliefern zu können.
Eine Frage muss sein: Freuen Sie sich schon auf ein Herren-Derby gegen Eynatten in der BENE-League?
(lacht) Ich freue mich auf jedes Duell in der BENE-League. Wenn Eynatten es schaffen sollte, dann sei es ihnen auch gegönnt. Dann haben sie sich ihren Platz in der Liga auch verdient. Ein Derby ist hier in der Gegend immer ein Highlight.