Wenn es nach sechsjähriger Unterbrechung am Mittwochabend (Anwurf 20.15 Uhr) wieder zu einem Handballderby zwischen der KTSV Eupen und dem HC Eynatten-Raeren kommt, dann werden viele Leser an frühere, teils sehr emotional geführte „Schlachten“ in Eupen oder Eynatten zurückdenken.

Diese Aufnahme stammt aus der GrenzEcho-Ausgabe vom 19. Dezember 1998, als sich Erstdivisionär Eynatten tags zuvor im Pokalachtelfinale 35:34 nach zwei Verlängerungen beim Zweitdivisionär Eupen durchsetzen konnte. Die Parallelen zur Begegnung am Mittwoch liegen auf der Hand. Im Bild erkennt man zentral Eupens Kreisläufer Stefan Vaessen, heute Vereinspräsident.
Von Jürgen Heck
Bei den ersten Kräftemessen war die TSV Eupen noch nicht „königlich“ und an eine Fusion zwischen Raeren und Eynatten dachte noch niemand. Zudem hat sich die Rollenverteilung im Laufe der Jahre verändert. Die rot-weißen Eupener waren lange Zeit klassenhöher, ehe die rot-schwarzen Eynattener gleichzogen und danach sogar eindeutig die Vorherrschaft übernahmen. Parallel dazu wechselte auch die Favoritenrolle im Derby.
Groß ist die Zahl der Spieler und Trainer, die sowohl für Eupen als auch für Eynatten gespielt beziehungsweise gearbeitet haben.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien an dieser Stelle einige Namen genannt: Danny Kriescher, Manfred Herpens, Edgard Brülls, Mario Piel, Kurt Rathmes, Willy Kück (+), Daniel Hanzen, Mariusz und Damian Kedziora, Stefan Vaessen, Guido Königshoven, Ralf Teller, Nicolas Havenith, Rudi Tonkovic, Marc Schunck,… Angesichts der Länge der Liste ist leichter nachzuvollziehen, warum es bei den Ostbelgienderbys oft so hoch her ging.
Am Mittwochabend gibt es „solche“ Derby-Akteure ausschließlich im Eupener Lager: allen voran KTSV-Trainer Blagojce Krstev, der fast anderthalb Jahrzehnte für den HCER spielte, aber auch sein Sohn Andrijan, oder etwa Danny Flaiz, Gregory Lennertz, Sascha Locht, Aaron Brülls und Pierre Pavlov haben schon das Eynattener Trikot getragen. Ob sich dies für die Platzherren als Motivationsvorteil oder eher als nervliche Belastung herausstellen wird, muss der Spielverlauf im Pokalachtelfinale erst noch zeigen.
Zwei Ehemalige kommen zu Wort
Stephan Vaessen: „Packendes Spiel vor herrlicher Kulisse mit Eupen als Sieger“
KTSV-Präsident Stephan Vaessen hat von 1985 bis 2003 in Eupen gespielt und von 2009 bis 2011 beim HC Eynatten-Raeren. Außerdem war der Kreisläufer 2005-2008 beim HC Raeren und 2008-2009 beim HC Visé.
Was macht für Sie den Reiz des Derbys zwischen der KTSV Eupen und dem HC Eynatten-Raeren aus?
Der Reiz besteht darin, dass hier zwei Mannschaften aus der Region aufeinandertreffen, wo sich alle Beteiligten kennen. Das Spiel findet vor einer herrlichen Kulisse statt, das heißt, alle Beteiligten (Spieler, Trainer, Ehrenamtliche des Vereins und die Zuschauer) nehmen an einem unter Umständen „nicht alltäglichen Spiel“ teil. Wir werden ein Spiel sehen, indem die Mannschaft gewinnen wird, die am besten mit dieser außergewöhnlichen Situation umgehen kann.
Welches war das Highlight bei einem Derby, an das Sie sich gerne erinnern?
Das Spiel im Eupener Dress gegen Eynatten, dem kommenden Meister der 1. Liga. Wir haben in der regulären Spielzeit ein Unentschieden erzwungen. Darum ging das Spiel in die Verlängerung. Ich musste gegen Erik Wudtke, den damaligen Handballer des Jahres, verteidigen. Leider schied ich in der Verlängerung mit meiner dritten Zeitstrafe, die unweigerlich zu einer Roten Karte führte, aus. Wir haben am Ende verloren, aber alle Beteiligten haben einen wundervollen Handballabend erlebt mit Emotionen pur, wobei der Bessere am Ende gewonnen hat. Aber wir haben seinerzeit alles in die Waagschale gelegt mit Leidenschaft und das Herz in der Hand. Das ist das, was die Zuschauer sehen wollen und auch erwarten dürfen.
Was erwarten Sie vom ersten Derby seit sechs Jahren zwischen den beiden ersten Herrenmannschaften der KTSV und des HC Eynatten-Raeren?
Ein spannendes, packendes Spiel vor einer herrlichen Kulisse mit Eupen als Sieger. Nichts ist unmöglich! (buck)
Kurt Rathmes: „Hart umkämpftes Spiel, bei dem sich Eynatten durchsetzen wird“
Der derzeitige Trainer der Damenmannschaft des HC Eynatten-Raeren, Kurt Rathmes, hat gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Rainer 1978 mit zwölf Jahren angefangen bei der KTSV Eupen bis zum Beginn seines Studiums 1982. Ab 1982 war der Linkshänder vier Jahre in Evere in der 1. Division bis 1986 aktiv, bevor er zum HC Eynatten wechselte. Dort spielte Rathmes bis 1994.
Was macht für Sie den Reiz des Derbys zwischen der KTSV Eupen und dem HC Eynatten-Raeren aus?
Der Reiz dieses Derbys macht natürlich die geografische Nähe und die wechselhafte Geschichte der beiden Vereine aus. Die KTSV Eupen besteht ja schon bereits seit mehr als 100 Jahren, während der HC Eynatten im Jahr 1972 gegründet wurde. Während bis in die 80er Jahre die KTSV bei den Herren die erste Geige spielte und sich in den Folgejahren die beiden Vereine die Waage hielten, übernahm in den 2000er Jahren der HC Eynatten und später durch die Fusion mit dem HC Raeren die Vorherrschaft im Handballbereich für die Deutschsprachige Gemeinschaft. Die Herren des Vereins wurden in den Jahren 2000 bis 2002 drei Mal belgischer Handballmeister und im Jahr 2003 Vizemeister. Der HC Eynatten wurde im Jahr 2000 belgischer Pokalsieger und erreichte 2006 erneut das Pokalfinale. Leider hat die KTSV solche Erfolge bisher nicht feiern können.
Welches war das Highlight bei einem Derby, an welches Sie sich gerne zurück erinnern?
Ich erinnere mich gerne an die Spiele, als ich für den HC Eynatten spielte und mein Zwillingsbruder für die KTSV Eupen. Meistens gewann der HC Eynatten….:)
Was erwarten Sie vom ersten Derby seit sechs Jahren zwischen den beiden ersten Herrenmannschaften der KTSV und des HC Eynatten Raeren?
Ich erwarte ein hart umkämpftes Spiel, bei dem der HC Eynatten sich durchsetzen wird. (buck)