Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen, aber 84 Tore haben die zahlreichen und restlos begeisterten Zuschauer beim Europapokal der Damen erleben dürfen. Wer es nicht gesehen hat, wird es nicht glauben, ein Offensiv-Feuerwerk der Extraklasse.
Um es hier direkt auf den Punkt zu bringen: Wer tollen Sport und tolle Stimmung erleben will, der kommt an der KTSV Eupen nicht mehr vorbei. Es war ein Tag ohne Seinesgleichen. Es kam zum besagten Feuerwerk in der Halle, auch wenn am Ende kein Sieg dabei heraussprang. Wir haben den Beweis angetreten, dass die KTSV Eupen sportlich auf höchstem Niveau mithalten kann und dass der Verein es versteht, solche Events für das Publikum und für den Handall in Szene zu setzen. Wer heute nicht in der Halle war, hat einen tollen Sporttag verpasst.
Eupen als Herausforderer ging in die Offenive
Eine bis auf die Zähne motivierte Damenmannschaft forderte den Favoriten aus Skopje heraus. Studenten und Berufstätige gegen Handballprofis. David gegen Goliath.
Es war von Beginn an ein extrem schnelles und dynamisches Spiel, das die Supporter mitverfolgen durften. Langeweile, Durststrecke, Taktieren, alles Fehlanzeige. Beide Kontrahenten wussten um die Schlagkraft des Gegners. Skopje ist ein Team mit großen atlethischen Spielerinnen, die ihr Spielsystem auf schnelles Umschaltspiel, egal in welcher Situation, ausgerichtet haben. Jeder Ballgewinn wird umgehend in eine sehr schnelle Offensivaktion umgesetzt. Genau das war der KTSV Sieben sehr bewusst. Man hatte das auf dem Schirm, doch in der Praxis zeigte sich das Unterfangen oftmals als sehr schwierig dar.
Ein wirkliches Kopf-an-Kopf Spiel entstand, wo leider unser Gegner immer das größere Glück oder Erfahrung hatte, um 1-2 Tore Vorsprung zu genießen. Lauranne, Lynn und Céline hatten im ersten Abschnitt oft die passende Antwort, trafen und gaben in der Offensive den Ton an. Genauso war es der Tag von Jodie, die 4 ihrer 4 Torversuche einnetzen konnte. Louise hingegen hatte im Abwehrzentrum Schwerstarbeit zu leisten. Die großen Spielerinnen, die ein sehr agiles und aggressives Eins-gegen-Eins praktizierten, setzten die Abwehr vor großen Herausforderungen.
Leider kamen wir nur einmal, beim 6-6 in der 8. Minute, an Skopje ran. Danach liefen wir der erfahrenen Mannschaft immer 1-3 Tore hinterher. In der ersten Halbzeit konnte der Kreis mit Kaye das ein oder andere Mal erfolgreich gefunden werden. Ebenso kam Lynn mit ihrem starken eigenen Einsatz zum Torerfolg. Doch mussten wir auch sehen, dass eine sehr schnell umschaltende Abwehr einfache Tore werfen kann, wenn unser Rückzugsverhalten zu langsam ist. 6 Strafwürfe und 2 Zeitstrafen, in der ersten 30 Minuten allesamt durch Gegenangriffe, sprechen eine deutliche Sprache. Schade, dass wir uns da ein wenig die Butter vom Brot nehmen ließen. Bis zur Halbzeit sah das voll hinter Eupen stehende und lautstark anfeuernde Publikum zu viele kleine Unstimmigkeiten, die gegen einen international erfahrenen Gegner abgestraft werden.
Die beiden Spielerinnen auf der rechten Seite (Nr. 10 und 43) von Skopje waren kaum zu halten, sie waren durch ihr sehr variables und schnelles Spiel kaum zu halten und setzten die Eupener Abwehr über das gesamte Spiel in Bedrängnis.
Halbzeitstand 19-23
42 Tore im ersten Anschnitt versprachen keine große taktische Neuausrichtung für die 2. Halbzeit, denn es lag heute eindeutig am Angriff, aus dem Spiel etwas Zählbares oder ein gutes Ausgangsergebnis für das Rückspiel herauszuholen. Direkt zum Start legten wir los und kamen auf 1 Tor heran (24-25). Auch ein hochkarätiger Gegner wie Skopje hat Schwächen und wir konnten sie zwischenzeitlich finden und ausnutzen. Sobald wir in ein schnelles Angriffspiel umschalten konnten, kamen „einfachere“ Tormöglichkeiten zu Tage, die wir auch erfolgreich umsetzen konnten.
Zwischen der 9. und 13. Spielminute mussten die Zuschauer mit ansehen, dass einige technische Fehler im Angriff umgehend in Gegentore umgesetzt wurden. Hier war ein kleiner Break entstanden, den die Eupener Spielerinnen vor einer schwierigen Aufgabe setzten: 29-34. 5 Tore sollte eine große Aufgabe sein, doch Céline konnte sich auf ihre Rückraumqualitäten berufen und konnte binnen Minuten 4 Tore erzielen, die uns im Spiel hielten (35-37).
Jedes Tor zählt
Der Verlauf des schnellen Spiels forderte in den letzte Minuten ihren Tribut. Skopje hielt das Tempo weiterhin hoch, Eupen musste jetzt ackern, um am Ball zu bleiben. Hier war der Leistungsunterschied am deutlichsten zu spüren, was es heißt dieses hohe Tempo über 60 Minuten konzentriert auf die Platte zu bringen. Skopje konnte und tat es, Eupen hatte Schwachstellen. In der 25. Minute war der Break vollzogen, die Sieben um Kapitänin Lauranne stand mit 36-43 hinten. Ein Pokalspiel setzt aber auch voraus de Tordifferenz auf ein Minimum zu halten, um eine bestmögliche Ausgangssituation für das Rückspiel zu erspielen.
Auch wenn ein Sieg nicht mehr möglich war, so sollte das Endergebnis noch verbessert werden. Einige Angriffe später, nach 60 Minuten war es ein hohes 39-45, welches jetzt als Heimspiel-Ergebnis in die Waagschale für das Rückspiel geschmissen wird. Wie schon anfangs gesagt, 84 Tore in einem 60 Minuten Spiel sind ein Ergebnis, das man auf dem Niveau selten zu sehen bekommt. Es war ein Spiel mit offenem Visier. Eupen kann erhobenen Hauptes vom Spielfeld gehen und sagen, wir haben gekämpft, wir haben unsere Möglichkeiten ausgespielt, man muss neidlos zugeben, Skopje ist eine stärkere Mannschaft, es hat nicht viele gefehlt, um sie noch mehr in Bedrängnis zu bringen.
Einen herzlichen Glückwunsch ans Team, diesen Handballtag zu einem Werbetag für den Handballsport gemacht zu haben. Was wir heute erleben durften, macht Lust auf Mehr und die KTSV Eupen Damenmannschaft war ein sportlicher und fairer Gegner im Europapokal. Die KTSV Eupen war ein würdiger Botschafter der Stadt, der Region und für ganz Belgien.
Am 19.11 geht es zum Rückspiel nach Nordmazedonien, wo es gilt 5 Tore aufzuholen. Wir drücken dem gesamten Team unsere Daumen und wünschen viel Glück gegen den HC Skopje. (von GKO)