Der Belgische Handballverband – ein Beitrag in eigener Sache

Die Handball Weltmeisterschaft ist seit Sonntag offiziell vorbei. Dänemark hat den Rekord geschafft und wurde dreimal hintereinander Weltmeister der Herren. Belgien hat durch, nennen wir es mal eine "Wildcard" (da Russland von der WM Qualifikation ausgeschlossen wurde) erstmals an einer Endrunde teilnehmen können und hat sich mit einem Sieg aus 6 Spielen letzte Woche erhobenen Hauptes aus dem Turnier verabschiedet. 3 ostbelgische Handballspieler haben ihren Traum bei der Endrunde teilzunehmen, wahr gemacht. Doch was bleibt, wo steht der Handballverband heute und wo wird er morgen sein, um die Euphorie des Turniers weiterleben zu lassen? Hier ein kurzer Bericht in eigener Sache.

Nach der WM ist vor der EM. Kaum ist die WM zu Ende gespielt, sind alle Akteure der letzten Wochen wieder in ihren Vereinen aktiv und spielen dort um die wichtigen Punkte der Meisterschaft oder des Klassenerhalts. Auch die EM Qualifikationsspiele stehen demnächst wieder an. „Back to normal business“ könnte man sagen. Welche Lehren und welches Fazit kann der Verband und die Spieler aus der erlebten Euphorie der letzten Wochen ziehen?

Wo ist der Handballverband kurz nach der WM?

Welche Projekte werden nach der ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft Endrunde unternommen, um den Hype und die Euphorie in der Bevölkerung zu nutzen, um Sponsoren zu motivieren und zu begeistern in den Handball zu investieren, um die Jugend auf eine tolle und attraktive Sportart aufmerksam zu machen, um den Nachwuchs in die Vereine zu locken, um immer kleiner werdende Jugend-Meisterschaften aufzustocken, um das öffentliche Interesse aufrecht zu halten, um die Medien nachhaltig zu bewegen, den Sport medial auszustrahlen und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um den Verband und die Vereine zu stärken, um eine professionelle Struktur aufzubauen, um Visionen gemeinsam zu erstellen, wo der Handball kurz-, mittel- und langfristig stehen soll.

Als Vereinsverantwortliche bekamen wir vor einigen Tagen die offizielle Ankündigung des LFH Verbandes, dass das Leistungszentrum in Lüttich, wo sich ambitionierte und motivierte Jugendspieler in einem Handballinternat der Schule und dem Handball widmen können, geschlossen wird. Die Gründe der Unterfinanzierung und die stetig steigenden laufenden Kosten zur Aufrechthaltung dieses Förderzentrums, sind wegen mangelnder öffentlicher  Gelder und sinkenden Sponsorengelder, sowie den steigenden Kosten der Red Wolves, sicherlich nachvollziehbar, doch jetzt in dem Augenblick des großen öffentlichen Interesses nach der Weltmeisterschaft, ist das der richtige Moment diese Entscheidung zu treffen und den Vereinen mitzuteilen?

Wir sind uns allen sehr bewusst, welche Belastung auf den Verbänden und auf den Vereinen lastet. Das betrifft sicherlich alle Sportarten gleichermaßen, der Handball ist da keine Ausnahme. Einerseits will der Verband mit der WM neue Mitglieder in die Vereine locken, die Jugend animieren dem Handballsport beizutreten, und andererseits schließen sie die Einrichtung, die motivierte und ambitionierte Spieler ansprechen sollte und wo bislang in den Jahren ihrer Existenz viele gute Talente hervorgerbacht wurden.

Was sollen wir als Ausbildungsverein davon halten?

Die KTSV Eupen als einer der größten Vereine in der Wallonie und in Belgien, stellt sich wichtige Fragen. Was wird aus uns als Ausbildungsverein? Wir investieren viel Geld, Zeit und vor allem Herzblut in die Entwicklung unseres Vereins, in die Zukunft unserer Jugend. Wir streben höhere Ziele an, wir verfolgen eine Vision, die wir immer wieder in Frage stellen und neuen angepassten Zielen unterwerfen. Wir sind Tag um Tag bemüht uns „neu zu erfinden“, neue attraktive Angebote für die Jugend und den Familien in unserer Gegend zu schaffen. Stillstand ist Rückschritt. Das wollen wir nicht. Wir haben in den letzten 10 Jahren viele Entwicklungsstufen erlebt, teils gemeistert,  manchmal nicht ganz erfüllt. Doch wir bleiben uns treu und arbeiten jeden Tag daran ein gutes und finanzierbares Angebot zu unterbreiten. Wir haben eine gut aufgestellte Jugendabteilung, die den Spielern und Spielerinnen Raum zur Entwicklung bietet, wir haben seit einigen Jahren eine Ballsportschule ins Leben gerufen, die ihresgleichen in der Region sucht, wir bieten 2x pro Jahr der Jugend ein Handballlager an, wir waren Teilnehmer des Hand4Girls Projekt, wir haben 2 erfolgreiche Seniorenabteilungen bei den Damen und den Herren, die den sportlichen Erfolg suchen und auf höchstem Niveau spielen wollen, wir haben den Verein auf 4 wichtigen Pfeilern aufgestellt und eine professionelle Struktur erarbeitet, wir haben unsere Finanzen sorgfältig aufgestellt und suchen immer langfristige Kooperationen mit unseren Partnern, wir bieten unseren Sponsoren und Partnern eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe im Rahmen unserer Möglichkeiten, wir führen das Vereinslokal in Eigenregie mit Vereinsmitgliedern, um unser Angebot im Handball und für die breite Öffentlichkeit auszubauen, wir halten das Ehrenamt hoch und sehen unseren Verein als eine große Familie, wo sich jeder wohl und aufgehoben fühlen soll, wir haben uns medial auf allen Kanälen neu und fast schon professionell aufgestellt, um alle zeitnah und lückenlos über unseren Sport und den Verein auf dem Laufenden zu halten, wir haben unser Angebot mit einem eigenen Kraftraum und Athletiktraining erweitert, wir versuchen unsere Spielerinnen und Spieler, die zu nationalen Auswahlmannschaften berufen werden, bestmöglich zu unterstützen und zu fördern, u.v.m.

Welche Vision und welche Ziele strebt der Verband an?

In einem Interview  (Quelle: BRF Interview vom 29.01.23: „Handball-Experte Convents trotz Traumfinale enttäuscht von der WM“) hat es der langjährige nationale und internationale Handballfunktionär, Klaus-Dieter Convents, deutlich zur Sprache und auf den Punkt gebracht:  „Der Verband ist eine eigene Geschichte. Ich behaupte, dass jeder Kaninchenzüchterverein besser strukturiert und auch professioneller geführt ist als unser Verband.“, so Klaus-Dieter Convents im Interview.

Die KTSV Vereinsführung wünscht sich nichts sehnlicheres, als dass der Verband, der in einem kleinen Belgien immer noch durch 2 Organe (LFH und VHV) vertreten wird, sich zusammensetzt und den Handball auf stärkere Pfeiler setzt, nach soliden Partnern sucht, die uns finanziell und material bestens unterstützen. Viele Vereine fühlen sich alleine gelassen und auf sich selber gestellt. Das ist nicht neu, doch sollte der aktuelle sportliche Lichtblick mit der Teilnahme an der WM Endrunde Anstoß geben, neue Projekte ins Leben zu rufen, eine Vision aufzustellen, wo wollen wir in 3-5-10 Jahren sein. Eigentlich so, wie wir es als Verein ebenfalls jeden und jeden Tag tun. Es kann nicht angehen, dass der Verband die Vereine um finanzielle Hilfen bittet, um an internationalen Qualifikationen und Turnieren teilzunehmen. Die KTSV Eupen und alle anderen Handballvereine brauchen eine kompetente und zukunftsorientierte Verbandsführung.  Wir sind jederzeit bereit an neuen Projekten mit zu arbeiten. Das Eisen muss geschmiedet werden, solange es noch heiß ist. Jetzt ist der Moment zu agieren und sich besser oder neu als Verband aufzustellen. Wir hoffen inständig, dass sich beide Landesverbände (LFH in der Wallonie und die VHV in Flandern) absprechen und schauen, wie sie gemeinsam mit den Vereinen den Handballsport vorwärts bringen. Da reicht es nicht aus, sich auf vergangene Lorbeeren auszuruhen, man muss immer weiter noch vorne schauen. Die Hoffnung stirbt sprichwörtlich zuletzt. Wir tun unser Bestes, um zumindest in unserer Region den Jugendlichen einen tollen Sport zugänglich und attraktiv zu machen. So hoffentlich auch der Verband.

Der Vorstand der KTSV Eupen

 

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