GE: Aufstiegsheld Denert: „Es gibt nichts Geileres als die BeNe-League“

Als ob er ihn nie wieder hergeben wollte, begrub David Denert den Ball unter sich. Hielt ihn gegen das Zerren seines Gegenspielers fest. Dann ertönte die Sirene, und auf Eupener Seite brachen alle Dämme. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte krönt sich die KTSV dank eines unfassbaren 27:27 bei Verfolger Sasja zum Meister der 1. Division und steigt in die BeNe-League auf.

von Tim Fatzaun

Der unverhoffte Matchwinner: David Denert | Fotos: Mirsamir Salahov

KTSV-Vorstandsmitglied Guido Königshoven stand der Unglauben ins Gesicht geschrieben: „Seit neun Monaten spielen wir diese Saison, und alles entscheidet sich in den letzten Sekunden. Das kannst du doch keinem erzählen – und das kannst du ruhig so schreiben.“ Es war nicht sein einziger Wunsch, der am Samstagabend in Erfüllung ging. Ein paar Minuten zuvor hatte Eupen ein unglaubliches, irres und dramatisches Saisonfinale gegen den Sasja HC entgegen sämtlicher Wahrscheinlichkeiten doch noch gewonnen. Wobei „gewonnen“ beim Endstand von 27:27 eigentlich das falsche Wort ist, doch dieser eine Punkt reichte den Ostbelgiern, um sich die Krone zu schnappen und zum allerersten Mal in die BeNe-League aufzusteigen.

53 Minuten lang befanden sich die Eupener durchgehend im Hintertreffen, dann warf David Denert im Kempa-Zusammenspiel mit Philippe Cnyrim den 24:24-Ausgleich. Und als Damian Kedziora wenige Sekunden später zur allerersten Führung des Abends traf, lebte die Hoffnung auf den Meistertitel endgültig wieder. Doch die Arbeit war noch lange nicht getan, denn Sasja zog erneut auf zwei Tore weg (27:25). Denert und Cnyrim glichen aus, und Denert warf sich in den letzten Gegenangriff.

David Denert begrub den Ball unter sich – und dann ging die Party los.

„Ich habe diesen blöden Ball einfach nur festgehalten und geweint, weil ich wusste, dass es vorbei war. Als ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte, waren noch zehn Sekunden zu spielen. Ich musste irgendetwas machen. Ich habe mich nur noch auf den Ball gelegt und gewartet. Und dann dachte ich: Verdammt, wir sind aufgestiegen“, so der unverhoffte Matchwinner, der so kurz nach seinem Kreuzbandriss eigentlich niemals so viel Einsatzzeit hätte bekommen sollen. Doch da der angeschlagene Dennis Vlijm früh nur noch wenig und später gar nicht mehr mitwirken konnte, zog Denert offensiv die Strippen.

Rund 100 mitgereiste Fans peitschten die KTSV unermüdlich nach vorne und machten das Auswärts- fast zu einem Heimspiel. „Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn. Ich habe keine Worte dafür. Die Fans sind der Grund, warum wir überhaupt spielen und trainieren. Nicht nur für Aufstiege und sportliche Ziele, sondern damit die Fans so etwas erleben können“, bedankte sich Trainer Mariusz Kedziora. Er und Stefan Vaessen hatten die Mannschaft kurz nach Beginn der Play-offs übernommen. Mission erfüllt. „Wer hätte das gedacht? Mich haben viele gefragt, warum ich das machen würde. Jetzt habe ich meine Antwort.“

Unter anderem mit zwei Bussen reisten die KTSV-Fans der Mannschaft hinterher.

Erst in den Schlussminuten ebnete Eupen den Weg zum Titel.

Bevor die Fans aber die Platte stürmten, erlebten sie eine wahre Achterbahn der Gefühle, die vor allem Abwärtsfahrten bereithielt. Als Sasja zur 6:2-Führung traf, warf der auf Linksaußen bis dahin noch überhaupt nicht mitgenommene Damian Kedziora die Arme frustriert in die Luft. Immer wieder gab es Szenen, die für eine Wendung hätten sorgen können (z.B. ein parierter Siebenmeter von Brian Dormann), doch jedes Mal behielt Sasja gegen ein nervöses Eupen die Oberhand. „Sasja ist nun auch kein Fallobst. Sie standen nicht umsonst zur Play-off-Halbzeit vorne. Im Endeffekt haben wir die Nerven trotzdem behalten“, sagte Kreisläufer Sid Hartel, dessen Eupener zur Pause mit 12:15 hinten lagen. Nach einer Dreiviertelstunde betrug der Rückstand fünf Tore (23:18). Und dann endlich kam die Wende, als Thomas Mormont einen Lauf zum 22:23 beendete – und die beschriebene irre Schlussphase begann.

Da ist das Ding: In Damian Kedzioras Händen war der Meisterpokal gut aufgehoben. | Fotos: Mirsamir Salahov

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte tritt die KTSV Eupen damit ab September in der BeNe-League an. Für David Denert als ehemaligen Bocholter und Neerpelter keine unbekannte Klasse: „Es gibt nichts Geileres als die BeNe-League. Es wird mega schwer, aber wir werden alles tun, um drin zu bleiben. Unser größter Trumpf? Dass wir keinen Druck haben. Erstmal genießen wir jetzt den Aufstieg, und dann schauen wir in zwei Monaten weiter.“

Mit fünf Unentschieden zum Meister

Zehn Spiele bestritt die KTSV Eupen in den Play-offs, fünf endeten unentschieden. Und am Ende nahmen Sid Hartel und Co. den ziemlich großen Pokal trotzdem mit nach Hause. „Wir verstehen es fast selbst nicht, wie wir mit fünf Remis aufsteigen können. Aber am Ende haben wir die meisten Punkte und sind verdient Meister – mit einem sinnbildlichen Ergebnis“, freute sich der Kreisläufer, in so manchem Saisonspiel der entscheidende Mann: „Vor ein paar Wochen hatte uns jeder abgeschrieben, aber wir haben uns Spiel für Spiel mit unserem kleinen Kader zurückgekämpft. Unser Qualität nahm vielleicht ab, aber wir haben uns emotional und mit viel Herzblut nach oben gefightet.“

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